Das Meer der Fotografie

Das Meer der Fotografie

Autor: Christopher Fischbach für FM-Flashlights – Moments of Life –

Die Welt der Fotografie ist wie ein großes Meer, über das wir reisen wollen, um an ein neues Ufer zu gelangen. Meist möchten wir uns auf dieser Reise selbst erkunden oder sogar neu erfinden.

Jede Reise, so gemütlich, ereignisreich oder abenteuerlich sie auch sein mag, beginnt in unserem Ursprungshafen. Dort stechen wir, zu Beginn meist alleine und per Paddel- oder Tretboot, in See. Wir wissen es gibt die „ruhige See“ und es gibt das „raue Meer“ und wir wissen auch, dass die Reise eine lange sein kann.

Auf unserer Reise durch das Meer der Fotografie begegnen wir, auf kurz oder lang, all den schönen „Moments of Life“ aber auch den widrigen!

Während wir so dahin schippern treffen wir gelegentlich auf weitere Boote und Schiffe auf den Meeren, bei denen wir gelegentlich andocken möchten um uns eine Auszeit von der Ruderei oder Strampelei zu gönnen. Je nach dem, bei wem wir andocken, treffen wir auf weitere Reisende, die ebenfalls ans andere Ufer gelangen möchten und mit manchen von ihnen schmieden wir dann auch gemeinsame Pläne, wie wir dieses schneller erreichen können. Leider vergessen wir dabei oftmals viel zu schnell, dass nicht jeder, der in See sticht auch bereit ist, das Ziel zu teilen und so müssen wir von Anfang an, bei wirklich jedem neuen Boot oder Schiff so genau wie möglich prüfen, ob die Reisenden und die Crew, so es denn eine gibt, auch ehrbar sind oder doch zu den widrigen Vertretern der Reisenden gehören. Mit etwas Glück erkennen wir frühzeitig, wenn das Schiff, an das wir angedockt haben, die falsche Richtung einschlägt oder gar eine Galeere oder ein Piratenschiff ist und lösen uns entsprechend schnell wieder von ihm um unsere Reise fortzusetzen.

Doch welche Boote und Schiffe können uns auf dem Meer begegnen und wo sollten wir Vorsicht walten lassen, wenn wir diese am Horizont erblicken?

Da sind die anderen Paddel- oder Tretboote, manche der Reisenden auf ihnen sind noch fit und mit ihnen gemeinsam die Reise fortzusetzen kann uns helfen Energie zu sparen – diesen können wir uns, zumindest für eine Weile, anschließen. Bei denen, bei denen die Luft bereits raus ist sollten wir nicht allzu lange verweilen, wir können sie unterstützen, jedoch dürfen wir uns nicht langfristig von ihnen ausbremsen lassen, wollen wir unser neues Ufer erreichen.

Dann wären da die kleinen Motorboote, die sicherlich schneller aber nicht unbedingt komfortabler sind als unser Paddel- oder Tretboot. Klar ist jedoch, sie sparen uns Zeit und körperliche Energie – jedoch möchte der Motor mit Benzin versorgt werden und wenn der Fahrer dieses Motorboots diesen nicht ohne Gegenleistung zu füllen bereit ist, müssen wir diese Gegenleistung erbringen oder nochmal zurück auf unser angedocktes Paddel- oder Tretboot.

Es gäbe auch noch die Yachten, die wir auf unserem Weg übers Meer antreffen können. Sie sind deutlich bequemer als unser eigenes Boot, möchten aber ebenfalls „gefüttert“ werden und auf ihnen verbirgt sich oftmals die erste wirkliche Gefahr! Denn durch die Bequemlichkeit, ist man schnell verleitet sein Paddel- oder Tretboot abzukoppeln und wird so abhängig von ihnen. Hat man sein eigenes Boot abgetrennt, ist man schnell Gefangene/r auf dieser Yacht. Fährt sie in die falsche Richtung oder legt an einem Ufer an, welches wir selbst nicht anfahren würden, können wir nicht einfach weiter paddeln oder treten, sondern müssen uns dem Willen des Kapitäns beugen.

Alternativ könnte man auch auf einen Kreuzer stoßen, der zwar sicher den ein oder anderen Komfort zu bieten hat, aber immer und das ziemlich zügig den Verlust des eigenen Boots zur Folge hat. Man ist ausgeliefert und, das ist wohl die größte Problematik, man hat keinerlei Einfluss auf Zielhäfen, muss sich mit den anderen Passagieren arrangieren, ob man mag oder nicht und last but not least – die Kreuzfahrt wird, trotz ungewissem Ziel, teuer! Man hat sich so zu geben, wie das die Crew erwartet – ist Spielball ihrer Launen. Auch wenn der Kreuzer auf den ersten Blick toll zu sein scheint, meist ist er mitverantwortlich dafür, dass man sich eben nicht selbst neu erfindet oder selbst erforscht, sondern lediglich das tut, was verlangt wird.

Auch wenn man glaubt, der Kreuzer ist das Schlimmste was einem passieren kann auf See, so gibt es noch die ausbeuterischen Galeeren und Piratenschiffe, die uns anlocken und dann, sobald wir in ihren Fängen sind, geißeln!  Einmal auf der Galeere oder bei den Piraten gelandet, werden wir nie wieder unsere eigenen Ziele verfolgen können und so all unsere Traumstrände niemals kennen lernen.

Das neue Ufer, welches wir so fest in unseren Träumen verankert haben, ist kein leichtes Ziel – viele anderen Boote und Schiffe kreuzen unseren Weg, scheinen uns gut zu tun und schaden uns unterm Strich doch eher als dass sie uns helfen unser Ziel zu erreichen. Es ist nicht die Größe oder die Anzahl der Passagiere, die wir antreffen, um zu entscheiden auf welchem der Boote und Schiffe wir uns kurzzeitig aufhalten – es ist entscheidend, dass sie uns unsere Freiheit lassen, uns selbst zu verwirklichen und unser ganz persönliches Ufer anzusteuern, ohne dabei unseren Ursprungshafen zu vergessen. Das Problem ist aber, dass wir ganz alleine auf unserem Paddel- oder Tretboot in aller Regel nicht am Ziel ankommen werden, denn ohne Hilfe geht es nicht. Wir wären erschöpft, bevor wir ankommen.

Was hat das alles nun mit der Fotografie zu tun? Im Grunde ist das ganz einfach zu verstehen.

Der Ursprungshafen ist, woher wir kommen, wer wir sind und was uns selbst ausmacht. Unser geliebtes Paddel- oder Tretboot, sind unsere eigenen Bemühungen, die Freunde, die Schnappschüsse mit dem Handy machen und auch unsere einfachen Selfies. Die Motorboote sind die kleineren Fotografen, die sich ein Bein ausreißen um mit uns zusammen arbeiten zu können, die uns wertschätzen, fordern und fördern.  Sie sind die Begleiter, die wir mit unserem Sein beeinflussen können – wenn wir zusammen passen! Die Yachten, sind die großen Fotografen. Die Fotografen die „ihr Ding“ machen und uns in ihre Schablonen pressen. In gewissem Maße ist das auch in Ordnung, solange wir eben unser Selbst nicht vergessen und unser Boot nicht kappen! Die Kreuzer, sind die Agenturen – mit Vorsicht zu genießen, da viele davon ebenfalls ihr eigenes Ding machen möchten und unsere Kreativität daran zerbricht. Die Galeeren und Piratenschiffe sind die ausbeuterischen Fotografen und Agenturen, gleich welcher Größe – Obacht, sie können uns überall auflauern!

Zuletzt, das neue Ufer – unser ganz persönlicher Erfolg, gleich wie er ausschauen mag. Sei es das Finden oder neu erschaffen unseres Selbst oder eine Modelkarriere. Aber auch das Scheitern kann das neue Ufer sein! Denn wenn wir auf dem Weg alle Hilfen ausschlagen, alle Ratschläge abtun, so könnte es sein, dass das neue Ufer nicht unser angestrebtes Paradies ist!

Autor: Christopher Fischbach